Die Straße von Gibraltar zählt zu den außergewöhnlichsten Lebensräumen für Fische und Meeressäuger der Welt. Sie verbindet den Atlantik mit dem europäischen Mittelmeer und trennt die beiden Kontinente Europa und Afrika, genauer Spanien und Marokko voneinander

An ihrer schmalsten Stelle ist sie lediglich 13 km breit und hat eine Länge von 58 km. Aufgrund ihrer einzigartigen Verbindung zu europäischen Küsten zählt sie zu den am meisten befahrenen Wasserstraßen der Welt.

Strait of Gibraltar

Was macht die Meerenge so besonders?

Außergewöhnlich wird die Meerenge auch durch ihr Unterwassergebirge, das im Schnitt 350 m unter dem Meeresspiegel liegt, aber auch Abgründe bis zu 1500 m. Aus geologischer Sicht wird diese Verbindung zwischen Mittelmeer und Atlantik auch als Gibraltarschwelle bezeichnet.

Pro Sekunde strömen über eine Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Atlantischen Ozean durch die Meerenge in das Mittelmeer. Vom Mittelmeer in den Atlantik fließt etwas weniger zurück.

Die Strömung in das Mittelmeer ist bis auf den Zugang zum roten Meer über den Nil ihre einzige Wasserzufuhr.

Das Mittelmeer selbst weist eine sehr hohe Verdunstung auf, ca. 1- 1,4 Meter pro Jahr . Gäbe es den Ausgleich durch die starke Oberflächenströmung des Atlantiks nicht, würde das Mittelmeer innerhalb der nächsten 2000 Jahre austrocknen.

Durch die hohe Verdunstung ist das Wasser im Mittelmeer deutlich salzhaltiger und damit auch schwerer.

Wenn es zurück in den Atlantik fließt sinkt es ab und bewegt sich als Tiefenströmung durch die Meerenge, entlang des Unterwassergebirges. Die so entstehenden gegenläufigen Strömungen prallen gegen das Unterwassergebirge und erzeugen Turbulenzen, die wiederum Nährstoffe vom Meeresgrund aufwirbeln.

Reicher Lebensraum für Pflanzen und Wildtiere

Diese Nährstoffe sind es, die die Meerenge von Gibraltar zu einem so diversen Habitat der Pflanzen und Tierwelt machen. Sie ernähren die Phytoplankton-Population, die in der Meerenge so gewaltig ist, dass man sie sogar vom Weltraum aus betrachten kann.

Der Phytoplankton wiederum dient als Nahrungsquelle für den Zooplankton, dieser als Nährstoff für Fische und die Fischpopulationen in der Straße von Gibraltar ernähren die Delfine und Wale.

Dieses große Nahrungsangebot, das auf natürliche Weise durch die gegenläufigen Strömungen aufrecht erhalten wird sorgt in der Meerenge von Gibraltar dafür, dass sich Wale und Delfine trotz der hohen Geräuschbelastung dort aufhalten.

Strait of Gibraltar

Whales present in the Strait

Außerdem wandern die Tiere oft durch die Meerenge vom Atlantik ins Mittelmeer, um sich in einer geschützten Umgebung fortzupflanzen.

Dies gilt zum Beispiel für den Finnwal (lat. Balaenoptera physalus), zu aber auch auf den Thunfisch, der im Frühsommer zur Eiablage ins Mittelmeer schwimmt. Thunfisch wird sowohl bei der Wanderung in das Mittelmeer als auch bei der Wanderung aus dem Mittelmeer heraus gefischt, wobei vor allem letztere stark kontrolliert wird, um die Thunfischpopulationen zu erhalten.

Die Befischung der des Thunas lockt in den Sommermonaten zwischen Juni und August auch eine residente Gruppe Orcas (Lat. Orcinus orca) an, die sich die Fangtechnik der Fischer zu nutze machen und den Thunfisch unmittelbar von den Haken fressen.

Die Beziehung zwischen den Tieren und den Fischern ist entsprechend angespannt und führt je nach Ausbeute des Fangs auch immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen seitens der Fischer.

Pottwale (Lat. Physeter macrocephalus) sind ebenfalls in der Straße von Gibraltar und im Mittelmeer heimisch. Die hier angesiedelten Tiere nutzen die Tiefen der Meerenge um nach Riesentintenfisch und Kalamaris zu tauchen.

Da Pottwale zu den Zahnwalen gehören und, entgegen der Bartenwale, aktiv nach ihrer Beute schnappen sind sie der starken Plastikverschmutzung in der Meerenge von Gibraltar ausgeliefert.

Entsprechend werden in den Mägen der Tiere auch immer öfter Plastikreste gefunden, die sich auf die unzureichende Infrastruktur zur Abfallsammlung und –entsorgung an den Küsten der Meeresstraße zurückverfolgen lassen.

Neben Finnwalen, Orcas und Pottwalen sind auch Grindwale in der Meerenge von Gibraltar zuHause. Der Gewöhnliche Grindwal (lat. Globicephala melas) oder Pilotwal wird häufig in der Straße von Gibraltar angetroffen. Es handelt sich um einen mittelgroßen Zahnwal, der zwischen 4 und 6 m lang und 1,8 bis 3,5 Tonnen schwer werden kann.

Grindwale haben eine geschätzte Lebenserwartung von 60 Jahren, ernähren sich ebenfalls von Kalmaren und Fisch und können wie der Große Tümmler Geschwindigkeiten von bis zu 35 km/h erreichen. In seltenen Fällen werden gemischte Schulen von Grindwalen und Großen Tümmlern (Lat. Tursiops truncatus) bei der gemeinsamen Jagd in der Straße von Gibraltar beobachtet.

Strait of Gibraltar

Delfine in der Meerenge

Der Große Tümmler, einer der bekanntesten Delfinarten durch Verfilmungen wie “Flipper” aber auch durch Delfinarien, kann zwischen 2 und 4 m lang werden und dabei ein Körpergewicht von bis zu 650 kg erreichen.

Seine Lebenserwartung liegt ähnlich der der Gestreiften Delfine bei etwa 50 Jahren und sie ernähren sich wie auch der Gemeine Delfin vorwiegend von Fischen und Kalmaren, wobei sie täglich bis zu 36 kg zu sich nehmen können.

In freier Wildbahn können Große Tümmler eine Geschwindigkeit von 35 km/h erreichen und bis zu 20 min lang tauchen. Pro Tag können Große Tümmler etwa 150 km zurücklegen.

Der kleinste Delfin in der Straße von Gibraltar ist der sogenannte “Gemeine” (von allgemein) oder “Gewöhnliche Delfin” (Lat. Delphinus Delphis.). Insgesamt können Gewöhnliche Delfine zwischen 1,7 und 2,4 m lang werden und dabei ein Gewicht von bis zu 130 kg erreichen.

Die Lebenserwartung der Tiere beträgt bis zu 40 Jahre. In der Straße von Gibraltar sind Gewöhnliche Delfine oft in gemischten Schulen mit Gestreiften Delfinen anzutreffen.

Wie der Name bereits verrät waren Gewöhnliche oder Gemeine Delfine ursprünglich sehr verbreitet. Besonders im Mittelmeer inzwischen stark gefährdet, was auf die intensive menschliche Nutzung im Bereich Schifffahrt, Abwasser und Fischfang bzw.

Einschränkung der Nahrungsquellen in den Küstenregionen zurückzuführen ist. Gerade Mütter und Jungtiere der Gewöhnlichen Delfine bevorzugen jedoch küstennahe Gewässer, da sie einen gewissen Schutz vor Haien und anderen Räubern bieten.

Schließlich gibt es noch den Gestreiften Delphin (Lat. Stenella coeruleoalba)). Er wird auch als Blau-weißer Delfin bezeichnet und ist im Gegensatz zu den Gemeinen Delfinen noch recht zahlreich in der Meerenge von Gibraltar vertreten.

Er kann bis zu 150 kg schwer werden und dabei eine Länge von bis zu 2,5 m erreichen. Seine Lebenserwartung beträgt in etwa 50 Jahre.

Ähnlich wie der Gemeine Delfin ernähren sich auch Gestreifte Delfine von Fisch und Kalamar, verzehren aber auch des öfteren Krebstiere. Die durchschnittliche, tägliche Nahrungsaufnahme eines Gestreiften Delfins beläuft sich auf 10 bis 15 kg.

Zusammenfassung

  • Meerenge von Gibraltar als einzigartiger, nährstoffreicher Lebensraum für große Fischpopulationen (z.B. Thunfisch), die Pflanzenwelt sowie für residente Wale und Delfine und das trotz des hohen Schifffahrt-Aufkommens
  • Besondere Merkmale: Gegenläufigen Strömungen von Mittelmeer und Atlantik sowie Tiefsee-Gebirge sorgen für Aufwirbelungen der Nährstoffe vom Grund der Meerenge
  • Die Wale und Delfine in der Meerenge von Gibraltar: Der Gemeiner Delfin, der Gestreifte Delfin, der Große Tümmler, der Gewöhnliche Grindwal, der Orca, der Pottwal & der Finnwal

Was können wir tun?

  • Anerkennung und Bewusstseinsbildung über die Meerenge von Gibraltar als besonderer Lebensraum aufgrund der geographischen Gegebenheiten
  • Reduzierung der Schifffahrt und der damit einhergehenden Geräuschbelastung in der Meerenge
  • Begrenzung der Befischung der Populationen in der Meerenge von Gibraltar
  • Schutz der dort residenten Arten sowohl aus der Pflanzen- , der Algen- als auch Tierwelt